Erste Fahrt im neuen Camaro Z/28
Mit dem Camaro Z/28 greift Chevrolet den BMW M4 an: Das Musclecar kommt mit Rennfahrwerk, Siebenliter-V8 und satten 512 PS. Erster Fahrbericht.
von
- Stefan Helmreich
11. September 2014
Der Pressetext zum
Chevrolet CamaroZ/28 spricht von Kompromisslosigkeit. Von einer Entwicklung für die Rennstrecke, von 137 Kilo Gewichtsverlust gegenüber dem ZL1 bei 186 Kilo zusätzlichem Abtrieb, von 305er-Sportreifen (!) rundum (!!), vom Entfall der serienmäßigen Klimaanlage und von 7:37,47 Minuten auf der Nordschleife des Nürburgrings. Grund genug für
AUTO BILD SPORTSCARS, dem potenten
Amiauf den Zahn zu fühlen.
GM macht Schluss mit der Verwässerung des Sportlabels
Video: Chevrolet Camaro Z/28 (2014)
Erste Fahrt im Camaro Z/28
Erkennbar sind ein ursprünglicher Z/28 und ein harmloser Z28 übrigens am Slash in der Typenbezeichnung, den nur der allererste und – Sie ahnen richtig – der aktuelle tragen dürfen. Dessen Siebenliter-V8 stammt ursprünglich aus der
CorvetteZ06, lässt ganze Häuserblocks erbeben – und keinerlei Zweifel an seiner Identität. Im Standgas läuft er tollpatschig, poltert, hinkt und schüttelt mit seiner scharfen Zentralnockenwelle das gesamte Auto durch. Doch wehe, man rempelt ihn etwas unvorsichtiger mit dem Gaspedal an, dann verwandelt er Unwucht in Wucht, brüllt einen zornig an und hämmert grantig bis knapp über 7000 Touren hoch.
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Chevrolet CamaroMit der Motortechnik dokumentiert der Z/28 Ernsthaftigkeit
Beim Schalten sackt der Camaro trotzdem immer wieder kurz in sich zusammen, prügelt danach aber umso kolossaler auf den Asphalt ein. masoch*stisch Veranlagte fühlen sich jedenfalls direkt wohl, als unbescholtener Autofahrer hingegen kommt man sich vor, als sei man in eine kapitale Schlägerei geraten. Überall Gebrüll, die rechte Hand boxt den Schalthebel durch extrakurze Gassen; jede Querfuge trifft einen als Hexenschuss; und vorn, keinen halben Meter entfernt, randaliert ein Hubraumungetüm 652 Nm in die Eingeweide. Beim Anfahren muss man den stumpfen Motorpunch dementsprechend noch etwas abpuffern, dank des gigantischen Reifengrips und der gerafften Übersetzungen monstert man unterm Strich aber sogar dem kompressorgestählten ZL1 davon. Wie sagt man so schön? Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter? Hier im Z/28 scheint beides jederzeit im Bereich des Möglichen.Richtig martialisch wird das Fahrgefühl aber erst in Kurven. Dann, wenn die Keramikbremse zuerst die Augen aus ihren Höhlen treten lässt, ehe einen die irrwitzige Querkraft an den Sitzwangen zerquetscht. Dabei biegt der Camaro gar nicht so schlagartig ab, wie man es angesichts 30,5 Zentimeter breiter Laufflächen vielleicht vermutet hätte. Seitenführung baut vielmehr die Hinterachse auf, deren drehmomentfühlendes Sperrdifferenzial unter Last derart zupackt, dass man die Pirellis nur noch mit roher Gewalt von der Linie losgerissen bekommt. Stimmt, auch der ZL1 ist weit mehr als ein dumpfbackiger Dragracer, doch das hier ist noch mal eine ganz, ganz andere Hausnummer. Vor allem das Fahrwerk wirkt steifer, stabiler, satter und fokussierter als in jedem anderen Pony-Car zuvor. Zusammen mit der extrabreiten Spur killt es Seitenneigung schon im Ansatz, dämpft verblüffend akkurat und ist zumindest im Komfort-Modus noch einigermaßen auszuhalten.
Auf dem Sachsenring kommt der Chevy fast an den Aventador ran
Von Wohlbefinden an Bord kann dennoch keine Rede sein: Ständig lungert man ungewollt in Spurrillen herum; Regenschauer zwingen einen wegen des spärlichen Reifenprofils zum Anhalten; in niedrigen Drehzahlbereichen ruckelt der gesamte Antriebsstrang in Längsrichtung, während einen die von der Karosserie zugeschwollenen Fensterflächen, die niedrige Decke, das triste Mobiliar und der muffige Geruch immer ein bisschen an eine dieser Spelunken im Souterrain erinnern. Der Z/28 sei "designed to dominate" – und in der Tat, recht viel anderes beherrscht er nicht. Jenes dafür aber umso mehr. Eine tiefe Einsfünfunddreißig hackt er in die Sachsenringhitliste. Auch wenn er am Ende schon die Frage aufwirft, wie viel schneller er noch sein könnte, wäre er in weiten Teilen nicht ein ziemlich rustikales, grobschlächtiges und betagtes Coupé. Knackpunkt ist das Gewicht: Bis auf die Rückbank hat GM fast alles weggelassen: Der Kofferraum besteht inwendig nur noch aus nacktem Blech, vom Dachhimmel ist nicht viel mehr übrig als eine hauchdünne Lage Stoff, dem Testwagen fehlte sogar die Motorabdeckung – dennoch bringt der Wagen 1750 Kilogramm auf die Waage. An Kollege Wiesmanns weiser Voraussicht, dass dieser Z/28 wirklich ein richtig krasser sei, ändert all das selbstverständlich nichts.
Wie sich der Chevrolet Camaro Z/28 gegen den BMW M4 schlägt, erfahren Sie in der neuen AUTO BILD SPORTSCARS 10/2014 (ab sofort im Handel)! Dazu im neuen Heft: Kompakte Kanonen – GAD 45 AMG fordert AC Schnitzer ACS2 Sport und Oettinger Golf R 400hp. Und: Getunte RS Q3 – zweimal 410 PS von MTM und Abt.
Fazit
von
Stefan Helmreich
Der Camaro Z/28 ist der GT3 für den Marlboro-Man. Grob, roh, laut und auf der Strecke entsetzlich schnell. Dafür musste Chevrolet vor allem seitens des Fahrwerks alle Register ziehen, wobei Alltagsbelange ebenso auf der Strecke blieben wie der typisch amerikanische Preisvorteil.
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